Demonstrationen in Genepohl
#1
Am frühen Vormittag versammelten sich Zehntausende auf dem großen Platz im Herzen von Genepohl. Die Demo war spontan entstanden, getragen von Studierenden, jungen Arbeitern, Lehrern und Technikspezialisten. Schilder ragten in den Himmel: „Mut zur Freiheit“, „aam'ne – für alle“, „Bürgerrechte leben, nicht verwalten“. Die Stimmung war energiegeladen, aber diszipliniert – typisch irkanisch. Kleine Reden ertönten von mobilen Bühnen, überall formten sich Kreise engagierter Gespräche.
Gegen Mittag erschienen am Rand des Platzes Gegendemonstranten. Eindeutig organisiert, oft älter, häufig Veteranen oder Angehörige traditionsreicher Klans. Ihre Schilder forderten: „Ordnung schützt die Freiheit“, „Disziplin ist Zukunft“, „aam'ne heißt Verantwortung“. Ihre Reihen standen straff, ruhig, in stillem Kontrast zur vibrierenden Energie der ersten Menge.
Naudiz-Einheiten postierten sich sichtbar, aber zurückhaltend. Über Lautsprecher wiederholten sie nüchtern, dass beide Versammlungen im Rahmen der neuen Bürgerrechte stattfinden dürften – solange Ruhe und Ordnung bewahrt blieben.
Stundenlang standen sich beide Seiten gegenüber. Worte blieben friedlich, doch die Luft vibrierte vor gespannter Erwartung. Jeder auf dem Platz wusste: Dies war mehr als eine Demo. Es war der erste Pulsschlag einer neuen Epoche.
Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
den hohen Baum mit heiligem Wasser besprengt;
von ihm fällt Tau in die Täler nieder,
immergrün steht er am Urdbrunnen.

Völuspá, Die Edda

Das Schicksal ist ein Netz, gewoben von Urd, Verdandi und Skuld – unausweichlich, unergründlich, und doch voller Möglichkeiten.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste