GENEPOHL, 04:30 Uhr
Noch vor Sonnenaufgang häufen sich anonyme Meldungen im IRK-Net:
„Sie kommen uns holen.“ – „Ich lasse mir mein Denken nicht verbieten.“ – „Trans-Agenda ist Kindesmissbrauch.“
Niemand weiß, wer diese Nachrichten schreibt. Manche stammen von echten Nutzern. Andere von alten Klansplittern, von fremden Knotenpunkten oder längst stillgelegten Servern. Die Stimmung ist grell und dumpf zugleich.
06:10 Uhr – erste Gewaltakte
Ein Reinigungsfahrzeug in Midgardia wird gestoppt, der Fahrer gezerrt, beschimpft, bespuckt: „Staatsdiener der Entartung“. Drei Jugendliche filmen es, posten es mit dem Tag: #ReinBlutRecht
Es verbreitet sich, dann verschwindet es – gelöscht durch Moderation oder durch Scham.
08:00 Uhr – brennende Symbole
In den Straßen von Sumrhiz brennen provisorische Altäre – mit Kinderspielzeug, Bibelzitaten, zerfledderten Schulheften. Die Initiatoren: eine religiöse Splittergruppe ohne Zentrum. Ihre Liturgie: „Gott hat Mann und Frau geschaffen. Dazwischen ist der Feind.“ Ein Großvater schreit weinend ins Mikrofon. Niemand greift ein.
09:15 Uhr – bewaffneter Widerstand
In einem Nebengebäude einer Berufsschule in Tarwah wird ein kleiner Kreis reaktionärer Lehrer entdeckt – mit Sturmgepäck, Kurzwaffen, Vorräten. Ihre Schule wurde tags zuvor neu strukturiert. Ihr Manifest: „Wir schützen die Kinder vor ideologischer Kastration.“
Die Festnahme durch Naudiz-Einheiten verläuft still. Einer weint. Einer lacht. Einer erschießt sich im Sanitärraum.
11:00 Uhr – Klankollisionen
Im ländlichen Hallvard geraten zwei Klanvertreter aneinander. Ein Mitglied der sonr ar irkania beschimpft eine Klanmutter des kol'kzing als „Kollaborateurin des Fleischmarktes“. Es fliegen Fäuste. Es wird gestreamt. Noch bevor die Polizei eintrifft, hat ein Drittel der Zuschauer in den Kommentaren bereits Zustimmung signalisiert.
13:30 Uhr – Netzwerküberflutung
Memes, Karikaturen, Mordaufrufe: Das IRK-Net wird geflutet. Besonders betroffen: Lehrer, Mediziner, junge Amtsträgerinnen. Ein durchgesickertes internes Memo warnt vor „asymmetrischer Zersetzung durch Desinformationsmassierung“. Es heißt: „Kein organisiertes Zentrum. Nur kollektive Panik mit Zielvorstellung.“
15:00 Uhr – erste Gegendekrete
Das Zentralkommando ruft Strukturalarmstufe BETA aus.
– Aktivierung zusätzlicher Ressourcen für die Behörde für strukturelle Integrität (BSI)
– Verstärkung der IRK-Net-Analyse durch Algorithmus ØRN
– Entsiegelung ehemaliger Kohärenzräume in Universitäten und Mediatheken
16:45 Uhr – ein Kind wird verletzt
In einem Wohnblock in Borealis wird ein elfjähriges Kind mit queerem Auftreten von einem Nachbarn mit heißem Tee übergossen. Es überlebt mit Verbrühungen. Die Mutter spricht in die Kamera: „Wir wollten nur zur Schule. Ich dachte, das sei vorbei.“
19:00 Uhr – erste Listen tauchen auf
An Bushaltestellen, in alten Kirchengemeinden, in Offline-Gemeinschaften erscheinen handgeschriebene Listen mit Namen, angeblich „Umwandler, Zerstörer, Agenten der Lehre“. Manche Namen sind echt, andere erfunden. Die Adressen sind korrekt.
22:00 Uhr – Alrun schweigt
Zum ersten Mal seit Tagen keine Rede der Marschallin. Kein Auftritt. Kein Kommentar. Nur ein lakonischer Eintrag aus dem Zentralkommando:
In Eula, in einem kleinen Apartment, schreibt ein älterer Mann, Ex-Offizier, Witwer, diese Worte in sein altes Klanbuch:
Noch vor Sonnenaufgang häufen sich anonyme Meldungen im IRK-Net:
„Sie kommen uns holen.“ – „Ich lasse mir mein Denken nicht verbieten.“ – „Trans-Agenda ist Kindesmissbrauch.“
Niemand weiß, wer diese Nachrichten schreibt. Manche stammen von echten Nutzern. Andere von alten Klansplittern, von fremden Knotenpunkten oder längst stillgelegten Servern. Die Stimmung ist grell und dumpf zugleich.
06:10 Uhr – erste Gewaltakte
Ein Reinigungsfahrzeug in Midgardia wird gestoppt, der Fahrer gezerrt, beschimpft, bespuckt: „Staatsdiener der Entartung“. Drei Jugendliche filmen es, posten es mit dem Tag: #ReinBlutRecht
Es verbreitet sich, dann verschwindet es – gelöscht durch Moderation oder durch Scham.
08:00 Uhr – brennende Symbole
In den Straßen von Sumrhiz brennen provisorische Altäre – mit Kinderspielzeug, Bibelzitaten, zerfledderten Schulheften. Die Initiatoren: eine religiöse Splittergruppe ohne Zentrum. Ihre Liturgie: „Gott hat Mann und Frau geschaffen. Dazwischen ist der Feind.“ Ein Großvater schreit weinend ins Mikrofon. Niemand greift ein.
09:15 Uhr – bewaffneter Widerstand
In einem Nebengebäude einer Berufsschule in Tarwah wird ein kleiner Kreis reaktionärer Lehrer entdeckt – mit Sturmgepäck, Kurzwaffen, Vorräten. Ihre Schule wurde tags zuvor neu strukturiert. Ihr Manifest: „Wir schützen die Kinder vor ideologischer Kastration.“
Die Festnahme durch Naudiz-Einheiten verläuft still. Einer weint. Einer lacht. Einer erschießt sich im Sanitärraum.
11:00 Uhr – Klankollisionen
Im ländlichen Hallvard geraten zwei Klanvertreter aneinander. Ein Mitglied der sonr ar irkania beschimpft eine Klanmutter des kol'kzing als „Kollaborateurin des Fleischmarktes“. Es fliegen Fäuste. Es wird gestreamt. Noch bevor die Polizei eintrifft, hat ein Drittel der Zuschauer in den Kommentaren bereits Zustimmung signalisiert.
13:30 Uhr – Netzwerküberflutung
Memes, Karikaturen, Mordaufrufe: Das IRK-Net wird geflutet. Besonders betroffen: Lehrer, Mediziner, junge Amtsträgerinnen. Ein durchgesickertes internes Memo warnt vor „asymmetrischer Zersetzung durch Desinformationsmassierung“. Es heißt: „Kein organisiertes Zentrum. Nur kollektive Panik mit Zielvorstellung.“
15:00 Uhr – erste Gegendekrete
Das Zentralkommando ruft Strukturalarmstufe BETA aus.
– Aktivierung zusätzlicher Ressourcen für die Behörde für strukturelle Integrität (BSI)
– Verstärkung der IRK-Net-Analyse durch Algorithmus ØRN
– Entsiegelung ehemaliger Kohärenzräume in Universitäten und Mediatheken
16:45 Uhr – ein Kind wird verletzt
In einem Wohnblock in Borealis wird ein elfjähriges Kind mit queerem Auftreten von einem Nachbarn mit heißem Tee übergossen. Es überlebt mit Verbrühungen. Die Mutter spricht in die Kamera: „Wir wollten nur zur Schule. Ich dachte, das sei vorbei.“
19:00 Uhr – erste Listen tauchen auf
An Bushaltestellen, in alten Kirchengemeinden, in Offline-Gemeinschaften erscheinen handgeschriebene Listen mit Namen, angeblich „Umwandler, Zerstörer, Agenten der Lehre“. Manche Namen sind echt, andere erfunden. Die Adressen sind korrekt.
22:00 Uhr – Alrun schweigt
Zum ersten Mal seit Tagen keine Rede der Marschallin. Kein Auftritt. Kein Kommentar. Nur ein lakonischer Eintrag aus dem Zentralkommando:
Zitat:„Was sich wehrt, war bereits Teil des Problems. Was sich häutet, war nie stabil. Wir sehen alles. Und wir warten nicht.“23:58 Uhr – Nacht
In Eula, in einem kleinen Apartment, schreibt ein älterer Mann, Ex-Offizier, Witwer, diese Worte in sein altes Klanbuch:
Zitat:„Ich habe geglaubt, die Würde sei ein Panzer. Aber sie war ein Licht. Nun schießen sie darauf wie auf Vögel.“
– und unterschreibt mit zitternder Hand:
Ehemals: Freed der Republik. Jetzt: Niemand.
„Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
den hohen Baum mit heiligem Wasser besprengt;
von ihm fällt Tau in die Täler nieder,
immergrün steht er am Urdbrunnen.“
– Völuspá, Die Edda
Das Schicksal ist ein Netz, gewoben von Urd, Verdandi und Skuld – unausweichlich, unergründlich, und doch voller Möglichkeiten.
den hohen Baum mit heiligem Wasser besprengt;
von ihm fällt Tau in die Täler nieder,
immergrün steht er am Urdbrunnen.“
– Völuspá, Die Edda
Das Schicksal ist ein Netz, gewoben von Urd, Verdandi und Skuld – unausweichlich, unergründlich, und doch voller Möglichkeiten.