Gangrath Menskha / Archivs der menschlichen Abfolge
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Zum medialen Bestand des Archivs der menschlichen Abfolge

Das Archiv der menschlichen Abfolge ist kein reines Buchwerk. Es ist ein geschlossenes fiktives, historisches Gesamtkorpus, dessen Kanon nicht an eine einzelne Darstellungsform gebunden ist. Text, periodische Schrift und Bildmaterial bilden gemeinsam den verbindlichen Bestand, aus dem fiktiven historische Kontextualisierung in Irkanien erfolgt.
Die gebundenen Bände stellen dabei den erzählerischen Verlauf her. In ihnen ist eine fiktionale Geschichte der Menschheit in fortlaufender Form niedergelegt, epochenübergreifend und ohne didaktische Rahmung. Diese Texte sind keine bloßen Zusammenfassungen, sondern narrative Verdichtungen der verfügbaren Quellenlage. Ereignisse, Entscheidungsprozesse, Handlungsketten und zeitgenössische Wahrnehmungen werden miteinander verknüpft, um Verlauf sichtbar zu machen. 
Die Bände ersetzen keine Quellen, sie strukturieren sie.
Ergänzt werden diese Langformen durch eine große Zahl kanonisierter Hefte, Zeitschriften und Journale, die jeweils den zeitgenössischen Sprach- und Denkraum abbilden, in dem Geschichte geschah. Politische Zeitschriften, wissenschaftliche Publikationen, Parteiblätter, Gewerkschaftsorgane, militärische Rundschriften, Propagandamaterial, Pamphlete und Flugschriften erscheinen im Originalton ihrer Entstehungszeit. Sie werden nicht nachträglich kommentiert oder eingeordnet. Ihre Funktion liegt nicht in Erklärung, sondern in Gleichzeitigkeit. Sie zeigen, wie Geschichte in dem Moment geklungen haben könne, in dem sie mutmaßlich stattfand, mit allen Verzerrungen, Selbstverständlichkeiten und blinden Flecken, die dazugehören.
Einen gleichrangigen Bestandteil des Archivs bildet das visuelle Material. Erstellete Fotografien, Filmstills, Plakate, Karten, Diagramme, technische Zeichnungen, Pressebilder und private Aufnahmen sind nicht illustratives Beiwerk, sondern eigenständige fiktive historische Evidenz. Bilder stehen nicht neben dem Text, sondern auf derselben Ebene. Ein Ereignis gilt im Archiv erst dann als vollständig erschlossen, wenn sein Ablauf beschrieben, seine zeitgenössische Deutung dokumentiert und seine visuelle Selbstwahrnehmung erhalten ist. Unschärfen, Inszenierungen und propagandistische Verzerrungen werden nicht bereinigt, sondern bewusst mitgeführt.
Diese drei Medienformen – erzählender Text, zeitgenössische Periodika und Bildmaterial – bilden gemeinsam den kanonischen Bestand des Archivs der menschlichen Abfolge. Keines davon gilt als Begleitmaterial, keines als bloße Illustration oder Hilfsquelle. Zusammen definieren sie, was in Irkanien als fiktiv historisch vorhanden, rekonstruierbar und argumentativ zugänglich gilt.
Der Kanon erhebt dabei einen expliziten Anspruch auf Vollständigkeit als fiktionales Geschichtskorpus. Alles, was innerhalb dieser Fiktion als Teil der menschlichen Geschichte dargestellt, überliefert oder rekonstruierbar gemacht wird, ist in das Archiv integriert. Nicht als Auswahl, nicht als Interpretation, sondern als geschlossener, in sich konsistenter Bestand.
Wer sich in Irkanien auf Geschichte im Sinne dieses Archivs beruft, beruft sich damit auf eine bewusst gesetzte Fiktion, nicht auf eine behauptete Wirklichkeit. Wer erklärt, etwas nicht zu kennen, benennt keine Lücke des Archivs, sondern eine Lücke in der eigenen Nutzung dieses fiktionalen Korpus.

Die bewusste Wertfreiheit dieses fiktionalen Konstrukts ist kein ästhetischer Zufall, sondern funktionaler Bestandteil des Archivs. Indem das Archiv der menschlichen Abfolge innerhalb seiner eigenen Fiktion auf moralische Bewertung, pädagogische Zielsetzung und normative Einordnung verzichtet, entzieht es den dort dargestellten historischen Stoffen ihre Tabuisierung. Politische Begriffe, Figuren und Ereignisse verlieren innerhalb dieses Erzähl- und Quellenkorpus ihren sakralen oder dämonisierenden Charakter und werden als das behandelbar, was sie im Archiv sind: beschriebene Handlungsketten unter bestimmten Bedingungen.

Diese Enttabuisierung erleichtert politische Diskussionen über Inhalte des Archivs, ohne sie zu verflachen. Positionen müssen sich nicht an moralischer Distanzierung oder identitärer Abgrenzung abarbeiten, sondern können auf Kontext, Wirkung und Vergleichbarkeit innerhalb des fiktionalen Bestands zurückgeführt werden. Das Archiv dient damit nicht der Rechtfertigung politischer Entscheidungen, sondern der Reduktion jener symbolischen Aufladung, die Diskussionen sonst blockiert.
In diesem Sinne wirkt das Archiv nicht ordnend, sondern entlastend. Es schreibt nichts vor, sondern senkt die Schwelle, über historisch belastete Motive und Figuren im Rahmen des Archivs zu sprechen, ohne sie zu reproduzieren oder zu verdrängen.


Meta-Feststellung zum Umfang des Archivs
Das Archiv der menschlichen Abfolge erhebt den expliziten Anspruch der Vollständigkeit.
Alles, was in der realen Menschheitsgeschichte dokumentiert, überliefert, rekonstruiert oder wissenschaftlich gesichert ist, ist Bestandteil des Archivs.
Dies umfasst ausdrücklich:
  • politische, wirtschaftliche, soziale und religiöse Geschichte
  • bekannte und unbekannte historische Personen
  • Ideengeschichte, Bewegungen, Parteien, Strömungen
  • Kriege, Revolutionen, Kolonialismus, Industrialisierung
  • Alltagsleben, Verwaltung, Propaganda, Medien
  • private Korrespondenzen, Tagebücher, Reden, Pamphlete, Gesetze
  • Widersprüche, Fehlannahmen, Irrtümer, Legendenbildung
Der Inhalt des Archivs entspricht dem vollständigen Stand realweltlicher Geschichtsschreibung, wie er außerhalb der Simulation verfügbar ist.
Alles, was in der realen Welt in Enzyklopädien, Archiven, wissenschaftlichen Publikationen oder allgemein zugänglichen historischen Darstellungen existiert, gilt in Irkanien als integriert.
Es gibt keine Lücken aus Auswahlgründen.
Es gibt keine Auslassungen aus Rücksicht.
Es gibt keine „blinden Flecken“ aus Bequemlichkeit.
Wenn eine Person, ein Ereignis oder eine Idee in der realen Geschichte existiert hat, existiert sie auch im Archiv.
Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
den hohen Baum mit heiligem Wasser besprengt;
von ihm fällt Tau in die Täler nieder,
immergrün steht er am Urdbrunnen.

Völuspá, Die Edda

Das Schicksal ist ein Netz, gewoben von Urd, Verdandi und Skuld – unausweichlich, unergründlich, und doch voller Möglichkeiten.
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Gangrath Menskha / Archivs der menschlichen Abfolge - von Nornen - Vor 2 Stunden

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