Ein Abendessen

[Sigmund Bonde]

Er schiebt sich ein Stück Brot in den Mund und kaut langsam, während die Nachrichten über die naugardischen Flottenbewegungen laufen.

Die Insel war leer. Keine Menschen, keine Städte, keine Toten. Nur ein Test. Was soll also die Aufregung?

Er nimmt einen Schluck Wasser. 
Und wenn Naugard meint, es könnte uns einschüchtern, dann sollen sie es nur versuchen.

[Diomira Bonde]

Sie wirft einen kurzen Blick auf ihre Kinder, dann auf ihren Mann.

Eine Atombombe ist kein Gewehr oder eine Kanone. Es ist ein Statement. Und Statements haben Konsequenzen.

Sie seufzt und legt das Besteck beiseite. 
Ich hoffe nur, dass es nicht unsere Söhne und Töchter sind, die für diese Entscheidungen bezahlen müssen. Aber Alrun weiß normalerweise was sie tut. Sie hat auch ein tolles Interview gegeben.

[Folko Bonde]

Er lehnt sich zurück, die Arme verschränkt.

Das hier ist keine simple Schlägerei hinter der Kneipe. Es geht um Machtprojektion. Jeder große Staat hat irgendwann seine Muskeln gezeigt, um ernst genommen zu werden.
Naugard will jetzt den großen Retter spielen? Lächerlich. Sie haben ihre eigenen Tests gemacht, ihre eigenen Kriege geführt. Und jetzt zeigen sie mit dem Finger auf uns?

Er schüttelt den Kopf.
Sie werden nichts tun. Sie bluffen.

[Adelhera Bonde]

Sie legt die Gabel auf den Teller und schaut in die Runde.
Kriegsschiffe. Vor unserer Küste.

Sie atmet tief durch.

Ich wette, in Nugensil diskutiert man längst über Sanktionen. Die Welt wird das nicht einfach vergessen.
Ihr Blick bleibt an Folko hängen. 
Und wenn es kein Bluff ist? Was, wenn wir plötzlich eine Seeblockade haben? Wenn unsere Importe gestoppt werden? Denkst du, Alrun würde klein beigeben?

[Ludolf Bonde]

Er schiebt seinen Teller weg, keinen Bissen angerührt.
Es war keine unbewohnte Insel. Es war eine Bühne. Ein Spektakel für die Kameras.
Er schüttelt den Kopf.
Wir haben der Welt gezeigt, dass wir es können. Dass wir bereit sind, eine solche Waffe einzusetzen. Und jetzt? Jetzt schauen sie uns zu. Jetzt warten sie darauf, was wir als Nächstes tun.
Sein Blick wandert von Gesicht zu Gesicht.

Was, wenn es diesmal ein echtes Ziel ist? Eine Stadt?

[Armine Bonde]

Ihre Stimme ist leise, fast tonlos.

Heute ist es eine leere Insel. Morgen? Vielleicht ein Krieg.

Sie sieht ihren Vater an.

Du sagst, es war nur ein Test. Aber das sagen sie immer, bevor es eskaliert.

Sie schüttelt den Kopf, presst die Lippen aufeinander.

Wenn Naugard in der Region bleibt, sind wir dann bereit, zurückzuschlagen? Wäre das dann auch nur ein 'Test'?

[Gunthilde Bonde]

Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück, spielt mit ihrer Gabel.

Wir haben eine Atombombe gezündet, und die Leute jubeln. Als nächstes drucken wir Plakate mit 'Alrun 2025 – Die Sonne, die niemals untergeht'.

Sie lacht trocken.

Bin ich die Einzige, die findet, dass das Ganze ein bisschen irre ist?

[Thorfyn Bonde]

Er legt bedächtig sein Messer beiseite, wischt sich mit einer Serviette den Mund ab.

Die Welt respektiert nur die Starken. Und Stärke wird nicht durch Worte bewiesen, sondern durch Taten.

Er sieht von einem zum anderen.

Hätten wir die Bombe nicht gezündet, hätten sie uns dann überhaupt erst wahrgenommen? Oder wären wir weiter nur ein Name auf einer Landkarte, unwichtig und ignoriert?

Er nimmt seine Pfeife, stopft sie gemächlich.
Eine starke Nation muss bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. Seid ihr das?