Rede zur Lage der Nation
#1
Élise Marquant, Präsidentin der République Libre de Montferrand
Port-Céleste, Assemblée Républicaine, live übertragen auf TV République

Zitat:„Die Vernunft kennt kein Geschlecht – aber ein Echo.“

Mesdames, Messieurs,
Mitbürgerinnen und Mitbürger der Republik,
heute wende ich mich an Sie in einer Zeit der Wachsamkeit, nicht der Panik, in einer Epoche der Übergänge, nicht der Brüche. Die Welt rings um uns ist in Bewegung geraten: neue Allianzen formen sich, alte Ordnungen knirschen, Sprachen ringen um Deutungshoheit. Und mittendrin: Montferrand.
Wir sind kein Imperium. Wir sind keine Insel. Wir sind eine Republik, gegründet auf Vernunft, Ausdruck und die Verpflichtung zur Klarheit.
Unsere Wirtschaft bleibt stabil, trotz globaler Verwerfungen. Die industrielle Präzision unserer südlichen Regionen, die landwirtschaftliche Tiefe unseres Nordens, die digitale Avantgarde unserer urbanen Zentren. sie alle tragen gemeinsam. Die Arbeitslosigkeit liegt unter vier Prozent. Der Franc ist stabil. Die KI-Industrie verzeichnet weiterhin Wachstum.
Und dennoch: Wachstum ist kein Ziel, sondern ein Mittel. Wir werden nicht nach Quantität streben, wo Qualität unser Maß ist.
Im sozialen Gefüge sehen wir Spannungen, zwischen Provinz und Metropole, zwischen Herkunft und Ideal. Das ist kein Makel. Das ist das Leben in einer Republik. Was zählt, ist die Form, in der wir streiten: mit Worten, mit Präzision, mit gegenseitiger Würde.
Die Schulen der Nation lehren nicht nur, sie formen. Unsere Kinder lernen nicht, zu glauben – sie lernen, zu begreifen. Ich danke dem Ministère de l’Éducation für seine unermüdliche Arbeit an der republikanischen Denkform.

In der Verteidigungspolitik folgen wir einem einfachen Prinzip: Wir provozieren nicht. Aber wir kapitulieren auch nicht. Unsere Streitkräfte bleiben modernisiert, kompakt und rational geführt. Die neuen orbitalen Infrastrukturprojekte des Verteidigungsministeriums dienen nicht der Machtdemonstration, sondern der Sicherung unserer Souveränität in der digitalen Hemisphäre.
Auf internationaler Bühne bleibt Montferrand ein ruhiger Akteur, doch ein entschiedener. Unser Verhältnis zu Wakonda ist konstruktiv, zu Irkanien respektvoll distanziert, zu Azcapotek: wachsam.

Unsere Kulturinstitute, das Institut Républicain, wachsen. Nicht aus Geltungssucht sondern weil Argumente sich verbreiten, wenn sie stichhaltig sind.
Ich habe in diesen Monaten viele Bürgerinnen und Bürger getroffen. In den Gendarmerien des Zentralplateaus. In den Bürger-Salons der Küste. In den Forschungseinrichtungen unserer Universitäten. Und ich sage Ihnen: Diese Republik steht.

Sie steht, weil Sie sie tragen.
Sie steht, weil wir gelernt haben, dass Leidenschaft nicht die Schwester der Wahrheit ist.
Und sie steht, weil unsere Sprache nicht nur beschreibt, sondern gestaltet.
Restez attentifs. Restez posés.
La République n’est pas une émotion – c’est une phrase que nous construisons ensemble.

Merci.
Rang: Présidente de la République
Aufgabe: Staatsoberhaupt, Garantin der Verfassung, moralische Autorität
Geschlecht: weiblich
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#2
Die Präsidentin hat heute keine Vision gezeichnet. Was sie formuliert hat, ist weit tragender: ein Rahmen. Ein semantischer Raum, innerhalb dessen Regierung möglich bleibt.
In einer Welt, in der viele Staaten sich an Geschwindigkeit berauschen, hat sie Tempo durch Richtung ersetzt. Sie hat nicht mobilisiert, sondern strukturiert.
Diese Rede verpflichtet nicht zur Begeisterung, sondern zur Arbeit. Und das ist republikanisch.
Wir im Conseil des Ministres werden daraus keine Stimmung ableiten sondern Programme, Protokolle, Entscheidungen.

Ich danke der Präsidentin für diese klarsichtige Nüchternheit. Wer regieren will, muss sprechen können ohne zu verführen.
Rang: Premier Ministre
Aufgabe: Regierungsleitung, Ministerkoordination, politische Steuerung
Geschlecht: männlich
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#3
Die Rede der Präsidentin war formal beeindruckend, kohärent, klar, semantisch sauber gegliedert. Ich erkenne mit Respekt, wie konsequent sie den Ton der Republik gehalten hat: kein Pomp, kein Appellismus.
Und doch: In all dieser Klarheit hätte ich mir einen Moment der Sichtbarmachung gewünscht. Nicht um der Geste willen, sondern um der Gleichheit willen.
Die Republik ist mehr als ihre Sätze sie ist auch ihre Silben, ihre Sprecher:innen, ihre Adressat:innen.
Wenn wir sagen, dass Vernunft kein Geschlecht kennt, dann sollten wir gleichzeitig zeigen, wie vielfältig Vernunft klingen kann. Ich hätte gerne gehört, dass Diversität nicht nur geduldet, sondern als republikanische Ressource anerkannt wird.
Ich sage das nicht als Kritik, sondern als Präzisionsbedarf. Die Syntax war mustergültig. Die Semantik kann noch wachsen.
Rang: Ministre du Numérique et de la Souveraineté Informationnelle
Aufgabe: Digitale Infrastruktur, KI-Regulierung, Informationssouveränität
Geschlecht: nicht-binär
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#4
Mesdames, Messieurs,
Citoyennes et citoyens der Republik,

wir treten in ein Jahr ein, das weniger laut ist als das vorige, aber schwerer. Ein Jahr, in dem die Welt nicht stärker brennt, sondern dichter wird. Informationen verdichten sich, Interessen verflechten sich, Grenzen, geografisch wie semantisch, verschieben sich.

In dieser Verdichtung behauptet sich Montferrand nicht durch Größe, sondern durch Form.

I. Innenpolitische Lage

Unsere Republik bleibt stabil.
Nicht aus Gewohnheit, sondern aus Disziplin.

Die regionale Produktionsentwicklung zeigt moderate, aber robuste Zuwächse. Die südlichen Industriezentren konsolidieren ihre Automatisierung; die nördlichen ländlichen Gebiete modernisieren ihre Lieferketten; die urbanen Regionen erweitern weiterhin unsere digitale Souveränität.

Die Arbeitslosigkeit bewegt sich nahe der strukturellen Untergrenze. Der Franc bleibt verlässlich.
Doch ich sage es klar: Ökonomie ist kein Selbstbild. Sie ist Werkzeug.

Die sozialen Spannungen zwischen Metropole und Provinz, zwischen akademischem Diskurs und ländlicher Direktheit, sind nicht verschwunden. Sie werden auch nicht verschwinden.
Aber sie bleiben zivilisiert, weil wir uns nicht darauf einigen müssen, wer recht hat, sondern wie wir streiten.

II. Bildung und Gesellschaft

Unsere Schulen und Universitäten haben in diesem Jahr etwas Entscheidendes gezeigt:
Die Republik kann nur bestehen, wenn sie denkt.

Das Ministère de l’Éducation hat neue Standards zur „formation républicaine“ eingeführt. Diese Standards betonen, dass Sprache kein Ornament ist, sondern Infrastruktur.
Kinder lernen, Unterscheidungen zu treffen, nicht, um elitär zu wirken, sondern um frei zu bleiben.

Unsere Gesellschaft bleibt plural, aber nicht beliebig.
Wir schützen Vielfalt, indem wir Form wahren.
Wir schützen Freiheit, indem wir ihr Grammatik geben.

III. Sicherheit und Verteidigung

Die Streitkräfte Montferrands bleiben kompakt, hochqualifiziert und analytisch geführt.
Wir investieren nicht in Drohkulissen, sondern in Verlässlichkeit.

Die orbitalen Projekte des Verteidigungsministeriums, insbesondere die Überwachungsstrukturen im suborbitalen Raum, sind keine Geste an die Welt, sondern eine Garantie für unsere Unabhängigkeit. Wir bleiben defensiv orientiert, aber wachsam.

In einer Zeit, in der manche Staaten mit martialischer Rhetorik ihre Kapazitäten feiern, halten wir fest:
Souveränität misst sich nicht in Dezibel, sondern in Deutlichkeit.

IV. Außenpolitik

Montferrand steht weiter zwischen Partnern, die uns kennen, und Staaten, die uns nur beobachten.

Unser Verhältnis zu Wakonda bleibt stabil und konstruktiv.
Unsere Distanz zu Irkanien bleibt respektvoll, aber klar.
Zu Azcapotek bleiben wir aufmerksam, nicht wegen seiner Entwicklung, sondern wegen seiner Geschwindigkeit.

In einer Welt neuer Rhetoriken bleibt Montferrand ein Staat der Sätze, nicht der Symbole.

Unsere Diplomatie baut kein Pathos auf, sondern Präzision.
Das Institut Républicain trägt unsere Kultur nicht hinaus, um zu überzeugen, sondern um zu erklären. Die stärkste Form der Macht ist die Verständlichkeit.

V. Die Republik im Wandel

Ich habe in diesem Jahr viele Bürgerinnen und Bürger getroffen, in den Hochlandstädten, in den Bürger-Salons der Küste, in Werkhallen, in Universitätslaboren. Und in jedem Gespräch zeigte sich:
Die Republik wird nicht schwächer. Sie wird komplexer.

Komplexität ist keine Gefahr.
Sie ist die natürliche Umgebung der Vernunft.

Wir haben gelernt, dass Leidenschaft Bewegung erzeugt, aber keine Richtung.
Und dass Richtung nicht autoritär ist, wenn sie geteilt wird.


Die Republik steht.
Sie steht, weil Sie sie denken.
Sie steht, weil wir uns nicht über Lautstärke definieren, sondern über Klarheit.
Und sie steht, weil wir wissen, dass die Zukunft kein Rausch ist, sondern eine Konstruktion.

Restez lucides. Restez constants.

Merci.
Rang: Présidente de la République
Aufgabe: Staatsoberhaupt, Garantin der Verfassung, moralische Autorität
Geschlecht: weiblich
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#5
Mesdames et Messieurs,
Bürgerinnen und Bürger,

die Präsidentin hat uns eine Rede präsentiert, die sich als Klarheit tarnt, während sie in Wahrheit ausweichend ist.
Eine Rede ohne Subjekt, ohne Verantwortung, ohne Kante.
Eine Rede, die aussieht wie Struktur, aber klingt wie Nebel.

Die Präsidentin behauptet, die Republik sei stabil.
Wir fragen: Nach welchem Maß?
Nach dem Maß eines Landes, in dem die Provinzen entvölkert, die Metropolen überhitzten und die Verwaltung überdehnt sind?

Sie spricht von Bildung als „formation républicaine“.
Wir antworten:
Man kann keine republikanische Kultur formen, wenn man das Fundament – die Disziplin der Institutionen – vernachlässigt.

Sie spricht von Komplexität als Tugend.
Wir sagen:
Komplexität ist kein politisches Programm. Sie ist die Entschuldigung einer Regierung, die Entscheidungen scheut.

Ihre Außenpolitik – „ruhig, aber entschlossen“.
In Wahrheit: zögerlich, aber selbstzufrieden.
Während andere Staaten ihre Positionen klar definieren, definiert Montferrand nur seine Vorsicht.

Sie verspricht semantische Präzision und liefert doch nur semantische Paraphrasen.
Die Republik braucht keine Metaphern.
Die Republik braucht Entschlüsse.

Madame Marquant hat wieder einmal bewiesen:
Sie verwechselt Stil mit Stärke, Form mit Fundament, Sprache mit Staatlichkeit.

Wir, die Parti Républicain Intégraliste, erinnern an eine einfache Wahrheit:
Eine Republik ist kein Satz. Eine Republik ist eine Ordnung.

Und diese Ordnung bröckelt, wenn man sie poetisiert.
Adrien Volnac
Député de la Parti Républicain Intégraliste (Union doctrinale)
Assemblée Républicaine – Port-Céleste
„La République n’est pas une métapher.“
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