Gestern, 14:11
Wohnung der Serows
Die Tür ist unscheinbar: eine dunkel gestrichene Holzfüllung mit einem schlichten Messingknauf, eingezwängt zwischen zwei Ladeneingängen. Sie führt in einen Altbau, der von außen nicht viel verrät - hohe, ehrwürdige Fassaden, ein schmaler Innenhof, breite Steinstufen. Wer hier klingelt, tritt nicht in ein Museum, sondern in ein Zuhause, das Würde und Bescheidenheit zugleich trägt.
Erste Eindrücke / Atmosphäre
Beim Betreten empfängt euch ein leiser, warm-holziger Duft: Tee, altes Papier, leichtes Leder. Das Licht ist gedämpft; schwere Vorhänge dämpfen die Straße, sodass im Salon eine intime, beinahe sakrale Ruhe herrscht. Das Parkett knarzt an vertrauten Stellen. Alles wirkt benutzt, gepflegt und doch getragen - keine Auffälligkeit, kein protziger Luxus, vielmehr das ruhige Statement einer Familie, die Wert auf Standesbewusstsein legt, ohne prahlerisch zu sein.
Layout & Raumfolge
Die Wohnung misst rund 105 m² und gliedert sich in eine klare, funktionale Folge von Räumen, die sowohl Begegnung als auch Rückzug erlauben.
- Vorraum: Schmal, mit einer abgewetzten Garderobe. An einem Haken hängt ein dunkelblauer Feldrock; ein Briefkorb mit makelloser Ordnung steht auf einem kleinen Konsolentisch. Ein schmaler Spiegel, ein Streichholzbriefchen, eine kleine Metallbox mit Sicherheitsschloss.
- Empfangszimmer: Hohe Decke, große Ölmalerei an der Wand (militärische Szene: eine Patrouille bei Nebel), links ein abgewetztes Ledersofa, rechts zwei Ohrensessel. Ein massiver Sekretär, aufgeschlagene Akten, handschriftliche Notizen. Regalreihen mit Militär- und Geschichtsbänden, vereinzelt belletristische Ausgaben. Auf dem Couchtisch steht ein Teeservice, eine halb volle Tasse, ein leerer Aschenbecher und ein Umschlag mit fremder Handschrift. In einer Ecke ein verschlossener Aktenschrank; in einer Anderen ein Ordner mit Fotos und Dokumente in einer Samtbox. Der Salon ist der Ort für Empfänge, Verhandlungen und vertrauliche Unterredungen.
- Arbeitszimmer / Bibliothek: Klein, behaglich, mit Karten von Andro an der Wand, einer grünen Schreibtischlampe und einem ledernen Bürostuhl. Hier liegen Briefe, ein Federhalter, Notizbücher mit durchgestrichenen Einträgen. Eine Stellwand mit Stecknadeln und Fäden, die Verbindungen zwischen Personen und Orten visualisieren.
- Schlafzimmer Wladimir: Schlicht, ordentlich; ein reisefähiger Schrank, ein Pult mit Reiseetui, auf dem Nachttisch ein gerahmtes Schwarzweißfoto (Familie, um 2019) und einige Medaille. Kein Prunk, aber persönliche Gegenstände, die Vertrauen und die Herkunft ausstrahlen.
- Natalias Zimmer: Klein, mit einem Fenster zum Hof; Schulbücher auf einem einfachen Schreibtisch, bunte Zeichnungen an der Wand, eine Truhe mit Stoffresten und einer Puppe. Ein Ort der Zerbrechlichkeit und Hoffnung.
- Küche & Bad: Funktional und ordentlich. Ein einfacher Herd, emailliertes Geschirr, Gläser mit eingelegten Vorräten in Regalen. Das Bad ist klein, aber sauber; ein Handtuch hängt akkurat gefaltet.
- Balkon: Schmaler Streifen mit zwei Topfpflanzen und Blick in den Hof.
Ausstattung & Stimmung
Die Möbel sind antik bis gebraucht: Sekretär, massiver Schrank, ein paar Familienstücke, die von früherem Wohlstand künden. Die Farbpalette ist gedämpft: Braun-, Grün- und Burgundertöne. Beleuchtung: warme Glühlampen, keine grellen Leuchten. Alles zusammen strahlt Zurückhaltung, Kontinuität und eine kultivierte Form von Sparsamkeit aus.