Anruf aus Nordhanar

[Anastasia von Demelstein]

Auf einer mehrfach gesicherten Leitung kommt ein Anruf an. Der Anruf kann in Richtung Nordhanar zurückverfolgt werden, und dürfte wohl direkt über die nordhanarische Armeenachrichtenzentrale Arsenal geleitet worden sein. Aufgrund dessen dass auf nordhanarischer Seite alle Möglichkeiten zur Sicherung der Leitung angewendet werden dürfte es sich um einen Anruf aus dem Armeeoberkommando oder der kaiserlichen Residenz handeln.

[Gregor Stein]

1. Eingang der Verbindung
– Der Anruf geht auf der gesicherten Regierungsebene des LÓGR-Netzwerks ein, das für hochrangige diplomatische und militärische Kommunikation reserviert ist.
– Die Verbindung wird über MilNet-Protokoll Stufe 5 erkannt – ein Indikator für eine autorisierte Leitung militärischer Herkunft.
2. Herkunftsprüfung
– Die Routinginformationen zeigen eine Verbindung über das nordhanarische Armee-Kommunikationsnetz „Arsenal“, klassifiziert als Hauptknoten 01 (Zentrale des Generalstabs).
– Die Leitung verwendet symmetrische AES-Verschlüsselung mit HMAC-Authentifizierung, sowie standardisierte Session-Key-Rotation (zeitbasiert, 60 Sekunden).
3. Frühprüfung durch Othala
– Othala übernimmt die automatische Abhörschutzprüfung.
– Ergebnis: Keine bekannten Angriffsvektoren oder Signatur-Manipulationen, geringe Jitter- und Paketverlustrate – die Verbindung gilt als stabil und authentisch.
4. Einstufung & Weiterleitung
– Die Verbindung wird gemäß Protokoll 7c (Herkunft: befreundeter Militärstaat, nicht vollständig geklärt) an das Zentralkommando gemeldet.
– Gregor Stein (Othala) kommentiert intern:

„Eingehende Verbindung aus Arsenal. Kein Spoofing, keine falsche Handshake-Struktur. Es spricht entweder jemand aus dem Armeeoberkommando – oder aus der kaiserlichen Residenz. Empfehlung: Annahme durch die Marschallin.“

5. Übergabe an Marschallin Amalbalde
– Die Leitung wird nach der Sicherheitsfreigabe direkt an Alruns privates Kom-System im Regierungstrakt übergeben.
– Hintergrundfilter schalten das interne Raum- und Bewegungsprofil stumm (Standard bei direkten Staatsgesprächen).
6. Gesprächsbeginn
– Ein Licht an ihrem Konsole blinkt kurz. Die Leitung steht.

[Alrun Amalbalde]

In gestochen scharfen aber nicht akzentfreiem imperianisch: "Amalbalde, äh, grüzi."

[Anastasia von Demelstein]

Im fernen San Vezzano rümpft die neue Kaiserin etwas die Augenbrauen, zwar findet sie die Bemühung durchaus nennenswert, leider ist sie halt für das falsche Land.

Griaß ihna. Marschall, ich rufe sie an um sie darüber in Kenntnis zu setzen dass ich nach einer... koordinierten Maßnahme die Macht in Nordhanar übernommen und den Kaiserthron bestiegen habe. Vorab möchte ich die Gelegenheit nutzen um sie über die aktuellen Vorkommnisse in Nordhanar und wie es zu diesen gekommen ist in Kenntnis zu setzen. Mein Amtsvorgänger, der bisherige Kaiser Benedikt II., war nach außen hin ein Saubermann. Hinter den Kulissen? Die Liste an Rechtsbrüchen die unter seinen Augen und auf seinen Befehl hin umgesetzt wurden hätten das Potential mehrere Bücher zu füllen. Jedenfalls hat die Regierungspräsidentin von diesen Vorgängen Kenntnis erhalten. Seine Majestät sah sich daraufhin wohl dazu gezwungen der Regierungspräsidentin zu sagen dass er in Kürze sämtliche losen Enden beseitigen wird. Diese Ankündigung war meiner Meinung nach zwar äußerst stümperhaft, aber sei es darum. Er wurde zur Abdankung gezwungen, so dass ich ihm nun auf den Thron nachgefolgt bin.

Da mir bewusst ist dass die irkanischen Nachrichtendienste diese Situation sicherlich genauestens beobachten werden, möchte ich die Gelegenheit auch gleich nutzen um ihnen zu versichern dass Nordhanar nicht von seiner bisherigen außenpolitischen Orientierung abweichen wird. Diese Kontinuität ist auch die Leitlinie der Regierung, ein Abweichen davon wird weder geplant noch ist sie gewollt. In Bezug auf etwaige Umstrukturierungen des Staatssystems kann ich ihnen mitteilen dass die bisherige Verfassung vorübergehend sistiert wurde und jegliche Staatsgewalt vorübergehend in meinen Händen liegt. Um etwaigen Bedenken sowohl im In- als auch Ausland vorzubeugen wurde jedoch festgelegt dass sämtliche Rechtsakte die durch meine Person gesetzt werden nur dann gültig sind wenn sowohl die Regierung in ihrer Gesamtheit, als auch der Präsident des hohen kaiserlichen Justizhofes zustimmen.

Weiters soll dieser momentane Rückschritt in den Absolutismus keine Dauerlösung sein. Viel mehr geht es darum den Handlungsspielraum für dringend nötige Reformen zu haben, die so schnell als möglich implementiert werden sollen.

[Alrun Amalbalde]

Vielen Dank. Der Direktanruf war richtig. In Momenten wie diesen zählt Klarheit, nicht Etikette.

Ein Übergang dieser Art ist nie ohne Bruchlinien. Aber Ihre Worte zeugen von Verantwortungsbewusstsein – und von einem klaren Bewusstsein für das, was nötig ist. Sie treten nicht nur ein Amt an, Sie treten in eine Linie ein, die geprüft werden wird, innen wie außen.

Was Ihre außenpolitische Linie betrifft: Irkanien registriert die angekündigte Kontinuität und bewertet sie als positives Signal. Stabilität ist ein Wert, den wir teilen.
Wenn das Kaiserreich sich neu ordnet, dann darf es das natürlich. Niemand kennt Ihre Verhältnisse besser als Sie selbst. Wenn Sie dabei Unterstützung benötigen, strukturell, technisch, diplomatisch, sagen Sie es. Wir helfen, wo wir können, solange die Richtung stimmt.

Ich weiß, was es heißt, Macht nicht zu wollen, und sie dennoch zu nehmen, weil niemand sonst es tun kann, ohne Schaden zu hinterlassen. Ich weiß auch, wie still es danach werden kann. Und wie laut. Dies ist eine persönliche Nachricht an dich, Anastasia: Man glaubt, man müsse sofort handeln. Dekrete, Reden, Symbole. Aber das ist Ablenkung. Die erste Wahrheet is: Du bist alleen. Nich im Raum, aber im Gewicht. Niemand kann dir dat abnehmen. 

Gerade im letzten Absatz kam der Akzent heftiger und stärker zum Vorschein, die eigenen Erinnerungen an das was damals war nach vorne gespült. Und auch Trauma, viele, viele Trauma.

[Anastasia von Demelstein]

Ich habe jedenfalls keinesfalls nach dieser Macht gestrebt. Mir persönlich wäre es am liebsten gewesen wenn ich einfach weiterhin auf meinem Posten als Ministerin bleiben und mich irgendwann auf mein Landgut zurückziehen soll. Leider ist mir dieses Schicksal nicht vergönnt, und die Kurfürsten sind der Meinung gewesen dass sie mich als neues Staatsoberhaupt installieren müssen. Wie sie zu diesem Entschluss gekommen sind ist mir schleierhaft, aber ich gehe davon aus dass sie nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben.

Für ihre Angebote der Unterstützung bedanke ich mich vielmals. Aktuell sieht es so aus als würden wir die Situation alleine bewältigen können, aber es ist gut zu wissen dass uns unsere Freunde in dieser schweren Stunde mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es denn nötig werden würde.

Was den letzten Teil betrifft:
Mir ist bewusst dass mir diese Last niemand von den Schultern nehmen kann. Und mir ist bewusst dass ich in dieser Hinsicht alleine bin. Aber auf der anderen Seite bin ich dann doch nicht alleine. Ich habe eine Gruppe von Menschen um mich die mir vertrauen, und zu mindestens einen Teil dieser Last von meinen Schultern nehmen. Gerade die Regierungspräsidentin ist mir, obwohl meine Regentschaft erst vor wenigen Stunden begonnen hat, bereits eine Stütze. Ohne sie und ihren analytischen Verstand wäre ich wohl kaum in der Lage die Situation irgendwie unter Kontrolle zu halten. Mir sind die Hebel der Macht zwar nicht unbekannt - wohl aber das große Ganze. Ich wüsste selbst nicht wo ich als erstes ansetzen soll.

[Alrun Amalbalde]

Um es ganz offen zu sagen, sehr froh bin ich gerade, dass es scheinbar sehr unblutig passiert ist. Ein neues Regime und vielleicht auch System auf einem See von Blut und Knochen zu errichten ist nicht gut. 
Lassen sie den alten Kaiser nicht zum Märtyrer werden. Tote haben diese gruselige Eigenart manchmal mehr Jünger um sich zu versammeln als lebende Propheten. Egal wie schlecht die Philosophie oder Regierung auch wahr. 

Ich werde hier tun was ich kann. Die Lage hier ist erschreckend ruhig. Wenn es Zeit ist für einen Staatsbesuch, auch aus Legitimitätsgründen, geben sie bitte Bescheid.

[Anastasia von Demelstein]

Ein neuer Staat, welcher den Herausforderungen der Zukunft standhalten soll kann keines Falls auf Leichen erbaut werden. Ich habe auch nicht vor den Altkaiser zum Märtyrer zu machen. Er kommt sogar ohne strafrechtliche Verfolgung davon. Er wird zwar unter Hausarrest stehen, aber damit kann er sich sicherlich arrangieren - immerhin sind wir so gütig und erlauben ihm sich zwischen seinen Residenzen im Reich zu wechseln.

Ich danke ihnen nochmals für ihre Worte, und sobald die Zeit reif ist melde ich mich natürlich. Ein zeitnaher Staatsbesuch wäre auch in meinem Interesse.

[Alrun Amalbalde]

Perfekt. Ich werde dann auch versuchen darauf zu verzichten stilvoll im Flugzeugträger anzureisen. 

aam'ne su krif, Kaiserin. 
(Souveränität durch eigene Tat)

Und legt dann auf. Zurück zur Sitzung mit sehr viel unentspannteren aber auch langweiligeren Leuten die irgendetwas über Budgets wissen wollen und warum man die Naturgesetze nicht einfach ändert.