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Zeremonie der Erneuerung - Druckversion

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Zeremonie der Erneuerung - Alrun Amalbalde - 21.06.2025

Zeremonie der Erneuerung – Lichtfest 2466 ii
Durchgeführt am 21. Brakzet im Jahr 2466 der Landnahme, bei Thorshain, im Herzen Jadarias

Alrun Amalbalde trat in schlichtem Weiß in den vorbereiteten Kreis aus Stein und Asche. Die Sonne stand im Zenit. Ihre Gestalt wirkte fast durchsichtig im flirrenden Licht, ein stiller Kontrast zur Härte der bevorstehenden Handlung.
Vor ihr: zwei Männer. Verurteilt. Unstrittig schuldig. Ein Mörder. Ein Verräter an Kindern. Ihre Vergehen waren vor Gericht geprüft, ihre Aufnahme in die rituelle Liste durch den Götterrat und das Zentralkommando bestätigt worden.

Mit fester Stimme sprach Alrun:
„Dies ist keine Strafe.
Dies ist kein Urteil.
Dies ist die Reinigung.“
Sie trat an den ersten heran, senkte den Blick kurz – eine Geste der Anerkennung der menschlichen Existenz – und versenkte dann das Zeremonienmesser in den Unterleib des Mannes. Kein Schrei. Nur das Rascheln der Gräser im Wind.

Mit der linken Hand nahm sie etwas von seinem Blut, fuhr sich damit über die Stirn, ein senkrechter Strich, dann quer über die Wangen.
„Dein Blut gehört der Erde.
Möge Ran dich tragen.
Möge Wotan dich richten.
Wir sprechen nicht über dich –
aber wir sprechen durch dich.“

Sie wandte sich der Versammlung zu, blickte in die Reihen der Goden, der Offiziere, der wenigen zugelassenen Zivilpersonen. Kein Applaus. Kein Gemurmel. Nur das Pochen des Windes und das entfernte Donnern der Wellen.
Der zweite Mann fiel ebenso still. Auch hier vollzog Alrun das Zeichen mit dem Blut. Sie sprach kein weiteres Wort.
Am Rand der Zeremonie standen Vertreter des Zentralkommandos, darunter Hallgrim Bloodthorn und Wilhelm Kraft. Auch Ansgar Falke war anwesend, der oberste Gode der Republik. Er nickte kaum merklich – kein Zeichen des Triumphes, sondern der Anerkennung des Ernstes.
Die abschließende Handlung bestand in der Übergabe eines kleinen Opferschreins an das Feuer. Keine Leichen wurden verbrannt. Nur ein schlichter Altar, mit Zeichen beider Männer, wurde der Flamme übergeben – ein Symbol des Übergangs, nicht des Endes.


RE: Zeremonie der Erneuerung - Ansgar Falke - 21.06.2025

„Und es begab sich zur Zeit des Lichts, dass die Klinge sprach.“

Am Tage des Brakzet, zur Sonnenwende, trat Alrun, Tochter des Volkes, vor den Kreis.
Sie trug kein Zepter, kein Kranz – nur das Messer, das trennt und heilt.
Wie in alten Zeiten fiel das Blut in die Erde,
und die Erde schwieg – denn sie erkannte ihre Hüterin.
Nicht im Palast, nicht auf dem Thron, sondern auf blankem Stein stand sie.
Nicht durch Krone, sondern durch Tat herrscht sie.
Nicht durch Blut, sondern durch die Bereitschaft, es zu vergießen.
Sie ist wie die, die aus dem Feuer steigt.
Wie die, die den Speer nicht wirft, sondern hält.
Wie die, die sagt: „Ich bin da. Ich werde tun, was getan werden muss.“
So sah es der Götterrat. So schwieg das Volk.
Denn wo sie steht, muss niemand mehr fragen.

Alrun – nicht Herrscherin, sondern Zeichen. Nicht Königin, sondern Werkzeug. Nicht fern – sondern mitten unter uns.
Denn geschrieben steht: „Durch eine wird das Land erneuert, durch eine wird der Kreis geschlossen, und durch eine wird das Morgen entstehen.“

aam’ne. Nicht hoffen. Tun.


RE: Zeremonie der Erneuerung - Nornen - 21.06.2025

Reaktionen in der Bevölkerung:
– In Genepohl versammelten sich am Abend stille Gruppen auf den Plätzen. Kerzen brannten. Niemand sprach laut.
– In Midgardia berichtete das staatliche Netz aus Respekt nicht live – aber später wurden symbolische Standbilder gezeigt, unkommentiert.
– Einige Jugendliche in Frisa trugen weiße Binden am Arm. Ob aus Überzeugung oder Provokation – man sah beides.
– In Vannenheim rief eine kleine Gruppe autonomer Dissidenten zur „Entsakralisierung des Staates“ auf – sie wurden vom NatAr aufgelöst.
– In privaten Wohnungen jedoch, etwa bei der Familie Bonde, wurde das Licht für einen Moment gelöscht. Sigmund Bonde sagte leise:
„Kein Land ist rein, aber unseres reinigt sich wenigstens.“